Regelmässig werden wir bei Avenergy Suisse gefragt, ob man an den Tankstellen den Rückgang der Treibstoffabsätze beobachten könne, der sich aus der zunehmenden Elektromobilität ergeben müsste. Eine Antwort darauf muss vage bleiben, da solche Zusammenhänge nicht einfach zu erfassen sind. Jedoch wird alljährlich der Treibstoffabsatz in unserem Land erfasst. Wie die jüngsten Erhebungen der Branche zeigen, ist dieser über die vergangenen Jahre gesehen ziemlich stabil geblieben. Nach dem Sonderfall während der Corona-Pandemie 2020/21 drückten im Jahr 2022 die politisch motivierten Preisreduktionen im nahen Ausland den Treibstoffabsatz in der Schweiz. Deshalb sind Marktbeobachter nicht überrascht, dass im Jahr 2023 wieder mehr Treibstoffe verkauft wurden als im Vorjahr. Die rund 6.1 Milliarden Liter liegen zwar einige Prozentpunkte unterhalb der Vor-Covid-Menge im Jahr 2019. Dies hat aber weniger mit der wachsenden Zahl der Elektromobile zu tun – die Zahl der Verbrenner hat sich in diesem Zeitraum nicht verändert – als wohl eher mit den effizienteren Motoren im nationalen Fahrzeugpark.»
Die Sorgen um eine erwartete Angebotsverknappung verschärfen sich durch die steigenden geopolitischen Spannungen. So reissen nicht nur die Angriffe der Huthi im Roten Meer nicht ab und die Chancen auf einen Waffenstillstand in Gaza bleiben gering, auch die Kampfhandlungen zwischen Russland und der Ukraine haben eine neue Eskalationsstufe erreicht. Dies verstärkt die Besorgnis der Marktteilnehmer über die weltweite Ölversorgung.
Nach der krisenbedingten Baisse des Jahres 2022 ist der Absatz an Treibstoffen in der Schweiz 2023 wieder leicht gestiegen. Weiterhin nur nach oben zeigen seit dem Ende der Coronapandemie die Absätze bei den Flugtreibstoffen. Ebenfalls deutlich zugenommen hat der Anteil der Biotreibstoffe im Strassenverkehr.
Ende Februar berichtete die Hauptausgabe der ARD-«Tagesschau» über die aktuelle Wirtschaftslage in Deutschland. Teil des Berichts: die Meldung, dass Kettensägen-Weltmarktführer Stihl seinen geplanten Ausbau der Produktion nicht in Deutschland, sondern in Wil SG in der Schweiz realisieren will – dabei war das Feld im deutschen Ludwigsburg bereits planiert! Aufsichtsratschef Nikolas Stihl sagte dazu im Interview: «Die Mitarbeiter in der Schweiz verdienen mehr Geld, aber die Gesamtkosten, die sich aus Abgaben, Steuern, Energiekosten und so weiter zusammensetzen, führen dazu, dass die Produktion in der Schweiz mittlerweile tatsächlich günstiger ist als in Deutschland.»